Zuvieldenkerin
Hätte ich gestern Abend besser meine Meinung für mich behalten? Reichen sieben Stunden Schlaf oder brauch ich mehr? Morgen muss ich meinen Arzttermin verschieben! Warum hatte die Apothekerin diesen Gesichtsausdruck, als ich nach einer regenerierenden Vaginalcrème fragte? Diese tiefen Falten um die Augen, warum heissen die eigentlich Krähenfüsse? Bin ich ein netter Mensch? Wenn es morgen regnet, welche Schuhe ziehe ich denn an?
In meinem Kopf ist ständig Bewegung. In einem wilden Durcheinander und ohne Pause poppen kunterbunte Gedanken wie frisches Popcorn auf. Ein weiteres Ding der Menopause: das Stressempfinden steigt anscheinend ab Ende vierzig wegen der Hormonumstellung. Na klar bin ich empfindlicher, ich bin auch schon mehr als fünfzig Jahre am Denken und hab schon einiges erlebt!
Erkenntnis ist angeblich der erste Schritt zur Besserung, also habe ich begonnen, meine Gedanken zu beobachten. Meine Gedanken sind nicht gleich Gedanken, sie lassen sich gut in Kategorien einteilen. Da sind die To-do-Gedanken – oft lästig, aber im besten Fall hilfreich. Dann gibt es die Hätte-ich-besser-machen-Gedanken, die drücken nicht nur aufs Gemüt, sondern auch auf das Selbstwertgefühl. Und dann sind da die Rückspuhl-Gedanken, wo Vergangenes angeschaut wird und die Zukunftsgedanken, voll von Sorge, ob alles gut kommt und ich schon ready fürs Älterwerden bin.
So viele Gedanken. Wie soll da jemals Ruhe einkehren und Platz für Neues sein? Und überhaupt, machen mich diese Grübeleien doch zu einem Kopfmenschen? Ich bin wohl eine Overthinkerin. Was so viel heisst, dass ich ständig analysiere, bewerte und gedanklich Schleifen laufe. Das macht mein Leben gewiss nicht leichter und lässt auch meine Gedanken nicht leiser werden. Zeit für mehr Self Care! Wie ich das mache? Ich schaffe mir Momente, wo ich die Popcorn-Maschine ausschalte und meine Gedanken endlich mal Pause machen müssen.
o Abends zähle ich auf, wofür ich dankbar bin und all die guten Dinge, die heute passiert
sind.
o Ich meditiere wieder regelmässig, mit Fokus auf Entspannung, auch wenn’s nur zehn
Minuten sind.
o Tagsüber schiebe ich Atemübungen ein – geht natürlich nicht überall.
o Ich beobachte meine Gedanken, und die überflüssigen (probiere) ich weiterziehen zu
lassen.
o Und ich übe mich in Achtsamkeit, was bedeutet: Mehrmals am Tag in mich
hineinhorchen und fragen «Hey, wie geht es mir gerade?»