Atemloses Wander- Abenteuer
Meine letzte Wanderung wird mir noch sehr lange in Erinnerung bleiben – eine Gruppe von Freundinnen, die sich zur Feier einer neuen 50-Jährigen im Bunde, zu einer Wanderung durch eine malerische Berglandschaft hinauf zu einem Alpengasthof machte. Die Strecke war nicht sehr anspruchsvoll, jedoch mit einer steten Steigung, grundsätzlich gut machbar für alle Fitnesslevel. Also kein Problem, ich betreibe ja regelmässig Sport und bin daher nicht unfit.
Bereits beim ersten Anstieg wurde jedoch das Atmen zu einer sportlichen Herausforderung und mein Puls lief auf Hochtouren. Wie froh war ich, als das folgende Wegstück nicht so steil war und ich mich etwas erholen konnte. Die nächsten Steigungen liessen aber nicht lange auf sich warten und haben mich an den Rand von meiner Atemkapazität gebracht. Die Höhenmeter schienen sich endlos aneinander zu stapeln und eine innere Stimme, die mir bei jeden Schritt Fragen zu meinem Selbstwertgefühl aufwirft und sich fragt: Was ist da bloss los mit mir? Ich bin doch nicht so unsportlich!
Es fiel mir sehr schwer, den energiegeladenen Wanderfreundinnen einzugestehen, dass ich nicht mehr konnte und meine Energie den Tiefpunkt erreicht hatte. Als mein Schritt immer mehr dem eines Faultiers glich und mein Kopf rot, wie eine reife Erdbeere war, blickten mich die anderen besorgt an. Warum ich so aus der Puste geraten bin, wusste ich nicht so genau, aber dass mein Körper andere Pläne hatte, war mir ziemlich klar. «Mädels, sagt mal, ist es noch weit bis zum Alpengasthaus?» fragte ich wie ein wanderndes Kleinkind. Leider ging es noch ein paar Kurven, aber immerhin war es in Sicht geraten.
Was für ein Glück, dass der restliche Wanderweg auf einer schmalen Bergstrasse führte. Nach meinen dramatischen Atemkapriolen beschloss ich, meine Fortbewegungsmittel zu überdenken. Autostopp am Berg – genau das war es! Ein freundlicher Fahrer, der zum Deltasegeln zum Gipfel hochfuhr, hatte mich mitgenommen.
Oben angekommen, war die Aussicht wunderschön. Die grünen Hügel und Bergspitzen erstreckten sich wie eine Kulisse aus einem Naturfilm. Aber geniessen konnte ich sie nicht so richtig. Anstatt mich wie eine begeisterte Bergziege zu fühlen, war ich eine müde Wandersocke, die zittrige Beine hatte. Ob das wohl mit den Wechseljahren zu tun hat, die mich so atemlos machte?
Nach all den Strapazen und Ringen um Bergluft, wurden wir mit einem feinen Essen im Alpengasthaus belohnt. In einer schönen Frauenrunde haben wir mit viel Freude und Lachen auf den Geburtstag unserer Freundin angestossen – sie ist übrigens auch schon in der Menopause und hat so das eine oder andere Wehwehchen.
Am Ende des Tages war es vielleicht nicht der schnellste Aufstieg, aber es war definitiv der ehrlichste und einer die in Erinnerung bleibt. Autostopp am Berg ist nicht gerade die traditionelle Methode, aber an diesem Tag war es meine Rettung – und daher vollkommen in Ordnung.
Der Weg ist das Ziel, doch wie er zurückgelegt wird, ist individuell.